Grindavík und Blaue Lagune von Vulkanausbruch bedroht

Gríndavík evakuiert. Schwere Schäden in der Stadt.

13. November 2023

Das Letzte ist, dass es nichts Neues gibt. Die Welt wartet gespannt darauf, ob dieser Magmatunnel ausbrechen wird oder nicht. Der 15 Kilometer lange Magmakorridor dringt weiter nach oben und lag gestern nur noch 800 Meter unterhalb der Kleinstadt Gríndavík. Die Stadt wurde vollständig evakuiert. Der Zivilschutz hat gestern Bewohner von 20 Häusern im Bezirk Þórkätlustað für 5 Minuten in ihre Häuser gelassen, um wichtige Gegenstände und Tiere zu bergen. Teile der Stadt haben sowohl Strom als auch Warmwasser verloren. Das Verteilungssystem des Versorgungsunternehmens HS Veitur, wurde von den Erdbeben der letzten 24 Stunden schwer getroffen. Dies hat dazu geführt, dass es in einem Teil der Stadt kein Warmwasser und es in anderen Teilen des Systems wahrscheinlich Undichtigkeiten gibt. Auch die Straßen und Häuser sind von den Beben bereits stark in Mitleidenschaft gezogen.

Erdbeben der Stärke 5.2 bei Grindavík
Straßenschaden in Grindavík
(Bildquelle: Vegagerðin Island)
Straßensperren rund um Grindavik
Straßensperren rund um Grindavik
(Bildquelle: mbl.is)
Rot kennzeichnet gesperrte Straßen
Rot kennzeichnet gesperrte Straßen
(Bildquelle: safetravel.is)

Straßensperren und Drohnenflugverbot

Die Hauptverkehrsadern der Reykjanes-Halbinsel sind gesperrt. Lediglich die 42 entlang des Kleifarvatn ist noch befahrbar. Wie immer findet ihr den aktuellen Zustand der Straßen bei safetravel.is

Das Drohnenflugverbot über Grindavík und Umgebung tritt ab sofort in Kraft und gilt bis zum 29. November um Mitternacht. Das Drohnenverbotsgebiet wird durch die folgenden Koordinaten definiert:
635621N0222218W | 635440N0221323W | 634641N0222232W | 634902N0223533W

Webstreams

In einer Zusammenarbeit des Zivilschutzes mit dem isländischen Fernsehsender RÚV sind auf der Halbinsel Reykjanes zwei Webcams installiert worden, die auf Livestreams anzeigen. Eine am Sýlingafell und eine am Þorbjörn

Evakuierung von Gríndavík hat begonnen.

11. November 2023

Der Notstand für den Zivilschutz wurde ausgerufen. Die Evakuierung der Stadt Gríndavík hat begonnen. Es verdichten sich Anzeichen dafür, dass sich eine erhebliche Menge Magma vom Norden der Sundhnjúka-Krater bis nach Grindavík bewegt. Die beteiligte Magma-Menge übertrifft deutlich jene, die bei den beeindruckendsten Magmaeinbrüchen beobachtet wurden, die im Zusammenhang mit den Vulkanausbrüchen am Fagradalsfjall auftraten.

10. November 2023

Die Lage spitzt sich zu. Seit dem 25. Oktober wurden insgesamt 23.000 Erdbeben auf der Halbinsel Reykjanes registriert. Ein starkes Erdbeben ereignete sich heute, am 10.11 um 16.51 Uhr. Kurz darauf ereignete sich um 16.56 Uhr ein weiteres Erdbeben. Beide waren kilometerweit zu spüren. Laut Berechnungen der Wissenschaftler wird die Stärke weiterer Erdbeben zunehmen. Die seismische Aktivität ist gewandert und hat sich an die Kraterlinie Sundhnúkar verlagert, die östlich von Sýlingarfell und auf der anderen Seite des Bergrückens vom Kraftwerk in Svartsengi liegt, etwa 2-3 km nordöstlich von Grindavík. Die flachsten Erdbeben, die aktuell gemessen werden, ereignen sich in einer Tiefe von etwa 3 – 3,5 km. Die beobachteten Anzeichen am Sundhnjúka-Krater ähneln stark jenen, die am Vorabend des ersten Ausbruchs am Fagradalsfjall im Jahr 2021 zu sehen waren.

Die Grindavíkurvegur bei Reykjanesbraut und an der Stadtgrenze von Grindavík ist wegen Schäden an der Straße gesperrt. Aufgrund des starken Erdbebens wurde der Ausnahmezustand für den Katastrophenschutz ausgerufen und der Aviation Color Code für Reykjanes auf Gefährdungsstufe Orange gesetzt.

Erdbeben der Stärke 5.2 bei Grindavík
Erdbeben der Stärke 5.2 bei Grindavík
(Bildquelle: Lavacentre.is)
Erdbebenaktivität am 09. und 10. November 2023
Erdbebenaktivität am 09. und 10. November 2023
(Bildquelle: Lavacentre.is)
Landhebung um 7cm
Landhebung um 7cm
(Bildquelle: https://www.vedur.is/)

Blaue Lagune geschlossen

09. November 2023

Die Blaue Lagune bleibt die kommenden 7 Tage bis zum 16. November um 07:00 Uhr geschlossen. Die Gäste erhalten eine volle Rückerstattung. Als Hauptgründe werden Beeinträchtigungen durch Erdbeeben und Schutz der Besucher und Mitarbeiter genannt. Gestern haben ca. 40 verängstigte Gäste das Hotel an der Lagune nach einem Beben der Stärke von M4,8 um 00:46 Uhr verlassen. Es war das stärkste Erdbeben seit Beginn der Erdbebenserie am 25. Oktober. An den Gebäuden gab es einige kleinere, aber keine größeren Schäden. Die Wahrscheinlichkeit eines baldigen Vulkanausbruchs liegt nach der Meinung von Experten bei etwa 60/40.

Die Polizei in Suðurnes hat beschlossen, den Norðurljósvegur in Svartsengi für den öffentlichen Verkehr zu sperren.

Landhebung bereits 7 cm

07. November 2023

Der Erdbeebenschwarm hält weiter an. Das Land rund um den Berg Þorbjörn ist laut GPS-Messungen bereits um 7 cm angestiegen. Die Magma-Intrusionen liegen diesmal horizontal in Felsvorsprüngen und nicht wie bisher vertikal. Solche Riffe können groß und sehr lang werden, ohne dass es zu einem Ausbruch kommt. Die Felsplatte breitet sich seitlich aus und wird dicker und dicker. Ob, wo und wann es zu einem Ausbruch kommen wird, lässt sich nicht vorhersagen, aber die Wahrscheinlichkeit steigt mit jedem Tag.

Magmakorridor in 5 km Tiefe - Versorung mit Wasser und Strom könnte zusammenbrechen

05. November 2023

Obwohl die seismische Aktivität Samstagnachmittag (4.11) deutlich zurückgegangen ist, hielt die Landhebung weiterhin an. Sonntagnacht um 5 Uhr morgens begann die seismische Aktivität westlich von Eldvörp, etwa 6 km von Þorbjörn entfernt erneut, anzusteigen. Insgesamt wurden binnen zwölf Stunden 900 Erdbeben registriert. Neue Berechnungen deuten darauf hin, dass sich der Standort des Magmas nicht weiter verändert hat. Es befindet sich aktuell in einer Tiefe von etwa 4–5 km nordwestlich von Þorbjörn.

Es bestehen ernsthafte Bedenken, dass die Warmwasserversorgung der gesamte Reykjanes Halbinsel zusammenbricht, wenn der Betrieb des Kraftwerks in Svartsengi aufgrund eines Ausbruchs eingestellt werden muss. Zusätzlich besteht jetzt in der kalten Jahreszeit die Gefahr, dass das Wasser in den Wasserleitungen gefriert und die Rohre platzen. CEO Kristinn Harðarson berichtete, dass das Unternehmen nach Möglichkeiten gesucht habe, Wasser in Lava zu injizieren, um den Lavastrom möglicherweise zu verlangsamen und das Kraftwerk zu schützen.„Es könnte möglich sein, ein Kontrollsystem zu installieren, das den Lavastrom in andere Richtungen lenkt und das Kraftwerk auf diese Weise schützt, sagte Harðarson. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Bohrlöcher mit Kies- und Sandfüllung abzudecken, um nach einem Ausbruch den Betrieb wieder aufnehmen zu können.

03. November 2023

Seit gestern Mitternacht wurden auf der Reykjanes-Halbinsel über 700 Erdbeben registriert. Am stärksten war die Aktivität zwischen drei und fünf Uhr morgens. Kurz vor 5 Uhr morgens ein Erdbeben der Stärke 4,2 und kurz nach acht Uhr ein Erdbeben der Stärke 4,3. Darüber hinaus mehr als zehn Erdbeben mit mehr als drei Stärken. Þorvaldur Þórðarson, Professor für Vulkanologie an der Universität Island hält einen Ausbruch in den nächsten Stunden oder Tagen für seh wahrscheinlich. Aufgrund der Beschaffenheit und der Tiefe des Magmaflusses ist ein plötzlicher Vulkanausbruch mit einem tosenden Knall gefolgt von einer starken Magma-Eruption zu befürchten. Da Lava mit dutzenden Kilometern pro Stunde fließen kann, bleibt im Fall der Fälle wenig Zeit die Bewohner zu evakuieren.

01. November 2023

Seit Tagen zieht erneut ein Erdbeebenschwarm unter der Halbinsel Reykjanes hindurch. Aufgrund der anhaltenden seismischen Aktivitäten in der Nähe von Grindavík und der Blauen Lagune wird empfohlen, steiles Gelände zu meiden, da Steine ​​und Felsbrocken fallen können und die Wahrscheinlichkeit von Erdrutschen steigt.

Bisher wurden über 8.000 Beben registriert. Im Süden des Fagradalsfjall ereignete sich am 26.10.2023 ein Erdbeben der Stärke 4.3, das deutlich zu spüren war. In der Nähe der Blauen Lagune, etwa 1,5 km nordwestlich des Berges Þorbjörn. Zusätzlich wird eine Landanhebung gemessen, die auf Druck durch das Eindringen von Magma hinweist. Am 31.10 um 8:40 Uhr begann bei Þorbjörn ein Erdbeben, das fast zwei Stunden anhielt. Die Tiefe der Erdbeben lag zwischen 5 und 1,5 km. Es gibt deutliche Hinweise dafür, dass sich Magma in dieser Tiefe bewegt.

Es ist seit 2020 bereits das fünfte Mal, dass dort eine Landanhebung gemessen wurde. Diesmal steigt das Land jedoch mit drei Zentimeter in 24 Stunden schneller als jemals zuvor. Die Bewohner in der Region, darunter Grindavík und Svartsengi, werden wie schon 2020 auf eine mögliche Evakuierung vorbereitet. Die Situation ist unsicher, da die seismische Aktivität weiterhin anhält.

Erdbeben bei Grindavík
Erdbebeninformation
Starke Erdbebenaktivität rund um Grindavík und die Blaue Lagune
Starke Erdbebenaktivität rund um Grindavík und die Blaue Lagune

Die wichtigsten Informationsquellen:

Wer über die aktuellen vulkanischen Aktivitäten auf dem Laufenden bleiben möchte, findet unter folgenden Links wichtige Informationen dazu:

Die Reykjanes-Halbinsel erstreckt sich über 45 Kilometer in der Länge und 5-15 Kilometer in der Breite und ist durchzogen von einem faszinierenden Vulkan- und Geothermie-System. An jeder Ecke dieser atemberaubenden Region trifft man auf eindrucksvolle seismische und geothermische Aktivitäten. Ein ganz besonderes Highlight in dieser Gegend ist das nur wenige Kilometer entfernte Seltún, wie auch in meinem Blogbeitrag "Seltún - Hotspot zwischen den tektonischen Platten" beschrieben. Ebenfalls auf der Reykjanes-Halbinsel befindet sich das beeindruckende Geothermie-Kraftwerk Svartsengi. Doch vielleicht noch berühmter als das Kraftwerk selbst ist sein "Nebenprodukt", die weltbekannte Blaue Lagune. Dieses Paradies entstand eher zufällig, als überschüssiges Industriewasser in das benachbarte Lavafeld geleitet wurde. Mit der Zeit entwickelte sich daraus eine traumhafte Lagune. Die Blaue Lagune ist heute eine der weltweit bekanntesten Bade- und Wellnessanlagen, und es ist oft notwendig, Wochen im Voraus einen Besuch zu reservieren. Leider sind diese einzigartigen Orte, die Blaue Lagune und das malerische Grindavík, nun durch die geologischen Veränderungen und die verstärkte seismische Aktivität bedroht.

Island | 23.000 Erdbeben | Vulkanausbruch aktuell befürchtet
Island | 23.000 Erdbeben | Vulkanausbruch aktuell befürchtet

Zum aktuellen Zeitpunkt ist es nicht vorhersehbar, ob es still und leise aufhört oder sich - wie in den letzten Jahren - zu einer erneuten Eruption entwickelt:

Ausbruch des Fagradalsfjall 2021

Am 20.03.2021 brach der Vulkan Fagradalsfjall auf der Reykjanes-Halbinsel aus. Dies war der erste Ausbruch in dieser Region seit Jahrhunderten. Die letzte Aktivität war vor fast 800 Jahren zwischen 1210 und 1240 n. Chr. Der spektakuläre Ausbruch zog weltweite Aufmerksamkeit auf sich. Die Eruption dauerte mehrere Monate.

Ausbruch des Fagradalsfjall 2022

Am 13.08.2022 brach der Fagradalsfjall erneut aus. Die Eruption dauerte dieses Mal nur 3 Wochen.

Ausbruch des Litli Hrútur 2023

Am 10.07.2023 öffnete sich ein gewaltiger Riss in der Erdoberfläche und aus den Tiefen des Untergrunds schossen beeindruckende Lavafontänen in die Höhe. Die Lavamassen ergossen sich sprudelnd aus der 500 m langen Erdspalte und formten bis zum 05. August 2023 eine neue Landschaft im Geldingadalur.

Weitere Informationen

Seltún und Krýsuvík - Hotspot auf der Bruchkante zwischen den tektonischen Platten

Seltún - Hotspot zwischen den tektonischen Platten

Zum tektonischen Hotspot »
LAVA Volcano & Earthquake Center

Interaktives Museum rund um Vulkanismus und Erdbeben

LAVA Volcano & Earthquake Center »
Sprudelnde Lava | Spektakulärer Vulkanausbruch in Island 2023

Sprudelnde Lava. Ausbruch des Litli Hrútur 2023

Vulkanausbruch des Litli Hrútur »