Beeindruckende Reaktion der Premierministerin Katrin Jakobsdóttir in einem Live Interview
Erdbeben sind in Island alltäglich und nichts Ungewöhnliches. Ein Erdbeben der Stärke 5,6 allerdings schon. Und wenn das Ganze während eines Live Interviews der Washington Post mit der isländischen Premierministerin Katrin Jakobsdóttir passiert, dann gibt es einen dieser speziellen Momente in der Geschichte des Internets.
So geschehen am 20. Oktober 2020 als sich um 13.43 Uhr etwa fünf Kilometer westlich des Geothermalgebietes Seltún auf der Halbinsel Reykjanes ein schweres Erdbeben ereignete. Mit einer gemessenen Stärke von 5,6 war es eines der schwersten Beben seit Beginn der Aufzeichnungen in 1991. Zu Personenschäden kam es glücklicherweise nicht. Jedoch gingen Gerölllawinen ab und eine Straße musste gesperrt werden.
Wow! Well, this is Iceland
Exakt zu diesem Zeitpunkt beantwortete die isländische Premierministerin Katrin Jakobsdóttir in einem Live Interview gerade die Fragen von David Ignatius, dem Kolumnisten für auswärtige Angelegenheiten der Washington Post. Plötzlich gibt es Lärm und man sieht im Büro die Einrichtung wackeln. Katrin Jakobsdóttir reißt erschrocken die Augen auf, sieht sich um, überprüft ob alles OK ist und macht innerhalb von Sekunden einfach mit dem Interview mit folgenden Worten weiter:
Oh my god there's an earthquake.
Ah. Sorry, there was an earthquake right now.
Wow! Well, this is Iceland.
You. Sorry about that.
I will just finish the question
Eine eigene Dynamik hat die Reaktion von David Ignatius in dieser Situation. Der sympathische aber doch eher staubtrockene Journalist kann es offensichtlich nicht recht glauben, was da vor sich geht. Sichtlich erheitert und fasziniert, will er Einzelheiten wissen: "Prime minister. We don't have too many earthquakes on live television ..." (Sequenz ab 13:30)
Steht Island kurz vor einem Vulkanausbruch?
Das Beben vom 20.10.2020 bei Seltún war sowohl in der Hauptstadtregion bei Ísafjörður im Norden als auch auf den Westmännerinseln im Osten zu spüren. Es war Teil eines Schwarms seismischer Aktivitäten mit über 900 Nachbeben (140 über Stärke 2,5 | 27 über Stärke 3 | 2 über Stärke 4).
Bereits Anfang des Jahres hatte es ebenfalls auf der Halbinsel Reykjanes eine Landhebung rund um den Þorbjörn gegeben. Verbunden mit einem Erdbebenschwarm hielt er die Anwohner in Atem. Auch im Norden bei Siglufjördur gab es während des Sommers durchgehend Erdbeben teilweise bis zu einer Stärke von 4,2.
Katla noch auf Stufe grün. Erhöhte Seismizität
Bereits seit Jahren wartet Island auf den bevorstehenden Ausbruch der Katla. Katla liegt unter der Eiskappe des Myrdalsjökull. Die Ausbrüche - im Schnitt alle 50 bis 100 Jahre - lösen verheerende Gletscherläufe (Jökullhlaups) aus. Die Fluten reißen mit unvorstellbarer Kraft alles mit, was auf dem Weg liegt. Vík, der malerische Ort im Süden Islands, liegt genau in dieser Schneise. Sollte es zu einem Ausbruch kommen, haben Anwohner und Touristen ca. 20 Minuten Zeit sich in der hochgelegenen Kirche des Ortes in Sicherheit zu bringen. Der letzte Ausbruch war 1918.
Grímsvötn auf Alarmstufe gelb hochgestuft - Ausbruch sehr wahrscheinlich
Bedrohlicher sind jedoch die Anzeichen rund um den Vulkan Grimsvötn. Dieser gehört zu Islands aktivsten Vulkanen und bricht ca. alle 10 Jahre aus, zuletzt 2004 (Nov.) und 2011 (21-26 Mai). Am 1. Okt 2020 wurde der Aviation Color Code vom Icelandic Met Office (IMO) für den Vulkan auf "gelb" gesetzt. Zuvor war ein Anstieg der seismischen Aktivität verzeichnet worden. Die Landhebung liegt bereits über dem Wert vor dem letzten Ausbruch. Zusätzlich wurde das Austreten von Vulkangasen gemessen. Auf dem Grímsfjall oberhalb des Vulkans Grímsvötn ist eine Webcam zur Überwachung installiert. Der Grimsvötn liegt in einer unbewohnten Gegend im isländischen Hochland. Der letzte Ausbruch war eher eine Touristenattraktion als eine echten Gefahr für die Bevölkerung.