22. August | 2020
Wenn man einen Toyota Land Cruiser sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass er zu 'klein' sein soll. Aber alles ist bekanntlich relativ. Im Haus stapelten sich Taschen, Boxen und Kleinkram aller Art, die ich für die Reise zusammengestellt hatte. Relativ zu diesem mittleren Mount Everest war der Innenraum des Toyota Land Cruisers definitiv zu klein! Drei Tage vor der geplanten Abfahrt hatte ich die Option entweder ein neues Auto zu kaufen oder das Reisegepäck deutlich zu reduzieren. Ich entschied mich für die zweite Variante. Doch woran würde ich erkennen, dass ich genug abgespeckt hatte? Ich entschied für mich, dass mein Ziel dann erreicht ist, sobald das Gepäck unterhalb des Sichtfeldes sicher verstaubar und einfach zugänglichist.
Ein Leitmotto für Softwareentwickler: You aren't gonna need it! Was habe ich alles eingepackt, von dem ich absehen kann, dass ich es mit Sicherheit nicht brauchen werde? Bzw. dass ich für den gedachten Zweck etwas anderes verwenden
kann?
Bei mir waren das all die Kleidungsstücke die ich zu Hause NIE trage und die ich als "Ersatz" eingepackt hatte. Auch der neue, extra für die Reise erstandene Sparschäler musste daran glauben. Wozu einen Sparschäler,
wenn man ein Messer hat?
Ich bin der klassische "Was-ist-wenn-Planer". Die Antworten auf all diese Was-ist-wenn-Fragen lagen nun vor mir und wollten immer noch nicht in mein Auto passen. Da half nur eine Risikoanalyse:
Die Dinge die bei mir in diese Kategorie fielen, waren hauptsächlich Ersatzgegenstände. Alles was ich in Island leicht beschaffen konnte, falls es kaputt gehen sollte, blieb zu Hause. Am schwersten fiel mir die Entscheidung meine Ersatzkamera zu Hause zu lassen. Aber ich blieb tapfer.
Ein Tipp, den ich immer wieder bekam, war "Lasse es zu Hause und kaufe es sobald du in Island bist". Der Vorschlag ist sofort einleuchtend. Jedoch nur dann, wenn man z.B. fliegt und Gewicht sparen möchte. Für meine Reiseform machte es weniger Sinn in Island in den nächsten Supermarkt zu fahren und all das zu kaufen, was zu Hause zu viel Platz weggenommen hat. Der Platz wird dadurch in Summe nicht mehr. Nur die Nutzung wurde zeitlich verschoben. Auch Reisegrößen und kleineren Verpackungen helfen mir nicht. Wie weit kommt man mit 100 ml Duschgel für 8 Wochen? Und die große Tube die man vor Ort nachkauft, will auch verstaut werden.
Alles was für mehrere Zwecke einsetzbar ist, reduziert deutlich das Volumen.
"Mach die Rolle". Am kleinsten ist zusammengerollte Kleidung. Packtaschen sind eine gute Idee um Ordnung ins Gepäck zu bekommen. In Anbetracht der Situation änderte ich auch mein System. Bisher hatte ich klassische Grüppchenbildung. Alle T-Shirts, Hosen, Pullis, Socken lagen jeweils zusammen. Jetzt bildete ich "3-Tages-" und "1-Wochen-Stapel". Alles was ich an Wechselwäsche für 3 Tage bzw. einmal die Woche (z.B. Handtuch) benötige wurde gebündelt. Dann kamen jeweils 2 "3-Tages-Stapel" + 1 "Wochen-Stapel" zusammen griffbereit in eine Packtasche. In Summe gönnte ich mir meine Lieblingskleidung für 15 Tage. Der Rest musste zu Hause bleiben. Die einzelnen Packtaschen und weitere Utensilien verstaute ich in 2 großen, grauen, stabilen Aufbewahrungstaschen die perfekt in den ausgebauten Innenraum passten.
Bei der Gepäckdiät, gestattete ich mir dennoch einige Luxusartikel. Das waren meine Lieblingsstiefel und Geschirr. Statt der Stiefel hätte ich natürlich auch jederzeit die Wanderschuhe tragen können. Funktional wären diese vermutlich sogar besser geeignet. Aber der Wohlfühlaspekt ist bei meinen Lieblingsschuhen einfach höher. Das Geschirr gönnte ich mir, weil ich einfach auch bei 8 Wochen Camping gerne von einem Porzellanteller essen und aus einem echten Glas trinken möchte.
Ich vermute, dass jeder von Euch seine eigenen individuellen "Luxusartikel" hat, die in keiner rational nachvollziehbaren Weise Sinn machen, aber den Urlaub trotzdem deutlich bereichern. In diesem Sinne:
Njóttu dagsins!
Wie beschrieben bin ich im Juni mit zwei großen Taschen in die Reise gestartet. Am Ende der 10 Wochen hatte ich den Inhalt genau einer Tasche wirklich benötigt. Alle anderen Sachen sammelten sich im Laufe der Zeit in der unteren Tasche und waren am Ende der Reise vollkommen unbenutzt. Rückblickend hatte ich den 'Fehler' gemacht, meinen Bedarf so zu schätzen wie ich normalerweise zu Hause die Wäsche wechsle. Im Urlaub sehe ich es jedoch wesentlich entspannter. Wenn ich bereits morgens weiß, dass ich eine staubige oder schlammige Wanderung vor mir habe, ziehe ich mit Sicherheit keine frischen Sachen dafür an. Auch ergaben sich viel häufiger als gedacht, Möglichkeiten die Wäsche zu waschen.