Mit dem eigenen Auto und der Smyril Line nach Island
Flug oder Fähre
Flug oder Fähre. Das ist die Grundsatzentscheidung die man treffen muss. Das Angebot an Flügen ab Deutschland war vor Corona recht groß. Auch heute fliegt man noch für ca. 400 Euro nach Keflavík. In knapp 3-4 Stunden Flug erreicht man den internationalen Flughafen, übernimmt einen Mietwagen oder fährt mit dem Bus in das ca. 45 Minuten entfernte Reykjavík und genießt einen entspannten Urlaubstag.
Die Fähre dagegen kostet schnell einmal das 3-4fache (ca. 1.800 Euro für eine Person, Außeneinzelkabine + ein 'normales' Auto). Wobei der Preis nur ein grober Anhaltspunkt ist, da es starke saisonale Schwankungen des Fährpreises gibt. Dazu kommen Zeit und Kosten für die Anreise nach Hirtshals. Die Überfahrt beträgt im Winter 66 und im Sommer 48 Stunden. Wenn man in Island ankommt, befindet man sich im Osten der Insel. Nahezu exakt am weitesten Punkt von Reykjavík und den bekannten Sehenswürdigkeiten entfernt. Das klingt erst einmal nach keiner guten Idee, sich für den Seeweg zu entscheiden. Ist es auch nicht, wenn man plant nur ein paar Tage in Island zu bleiben. Auch bei meinen ersten Islandreisen bin ich geflogen.
Weshalb Fähre?
- Man kann sein eigenes Auto bzw. Camper/Wohnmobil mitnehmen.
Island ist teuer. Nach ca. 2-3 Wochen hat man normalerweise den Fährtarif gegenüber den Mietkosten eines Geländewagens oder Wohnmobils eingespart. Das gilt jedoch nicht für PKWs. Hier ist es deutlich günstiger ein Auto zu mieten. Außerdem würde ich niemals ein Auto nach Island mitnehmen, bei dem mir das Aussehen wichtig ist. Selbst auf der geteerten Ringstraße gibt es immer wieder Baustellen, die sich kilometerlang als Schotterpisten dahinziehen. Auch wenn man selbst im Schneckentempo kriechen würde, damit nur kein Stein aufwirbelt, kommen zahlreiche Autos entgegen, denen das alles egal ist und die Steine prasseln nur so auf den Lack. - Man kann mehr Gepäck mit nach Island nehmen
Natürlich gibt es strenge Einfuhrbestimmungen. Aber ansonsten bietet ein Auto deutlich mehr Stauraum als ein Koffer - Außer das Auto ist zu klein... - Die Anreise entschleunigt. Näheres dazu in diesem Blog.
Die Anfahrt aus Deutschland
Die Fähre nach Island legt in Hirtshals, im Norden von Dänemark ab. Für mich bedeutete das über 1300 km Anfahrt. In weiser Voraussicht hatte ich 2 Tage für die Anreise geplant. Erstens wollte ich entspannt ankommen und zweitens war mir bewusst, dass die aktuelle Situation auf deutschen Autobahnen ein dickes Zeitbudget erfordert. Gerade bei der A7 kann man aktuell nicht von einer "Fahrt" sprechen. Vielmehr ist es ein Stehen im Stau mit anschließendem Schleichen durch eine kilometerlange Baustelle. Auch die obligatorischen 1,5 Stunden bis man in Hamburg durch den Elbtunnel ist, brauchen starke Nerven.
Die Grenze zu Dänemark im Zeichen von COVID-19
Am 13.06.2020 durfte ich als Transitreisender mit Nachweis der gebuchten Fähre die in Dänemark einreisen. Allerdings war es (noch) nicht erlaubt eine Nacht vorher in Dänemark zu verbringen. D.h. man musste am Tag der Fährabfahrt die Grenze passieren.
Hirtshals
Hirtshals ist ein kleiner dänischer Ort im Nordosten Jütlands. Für die Strecke durch Dänemark habe ich über E45 gute 4 H 15 min gebraucht. Das Tempolimit in Dänemark ist 130 und man konnte es gemütlich fahren. Angekommen bietet der Ort mehrere schöne Strände, einen sehenswerten Leuchtturm, ein Oceanarium und ein Bunkermuseum. Im Zeichen von Corona war der Ort vollkommen ausgestorben. In Summe habe ich 5 Personen gesehen und das im Abstand von mindestens 100 m. Irgendwie gespenstisch.
Gleich neben der Schiffsanlegestelle findet ihr den Kjul Strand. Wenn ihr genügend Zeit habt, lohnt es sich hier noch ein wenig entlang zu schlendern. Auf dem Parkplatz des Strandes findet ihr auch die letzte öffentliche Toilette vor der Warteschlange der Fähre. Die Nächste kommt erst wieder hinter dem Check-in.
Gallery Hirtshals
Hinweis: Zum Vergrößern die Bilder anklicken
Check-in
Es war nicht ganz klar, wann der Check-in erfolgen sollte. Im Internet stand 12.00 Uhr auf der Buchung 14.00 Uhr. Pünktlich um 12.00 stand ich mit einer überschaubaren Anzahl weiterer Autos in der Warteschlange bis um 12.45 Uhr das Boarding eröffnet wurde. Schnell und unkompliziert ging es durch die erste Station. Ein paar 100 m Meter weiter wurden die Autos nach Typ (PKW, Geländewagen/SUV, Wohnmobile) getrennt und ich wartete erneut. Während dieser Zeit wurde bei allen Passagieren Fieber gemessen. Ca. 30 Minuten später durften die Reihe mit den Geländewägen im Konvoi auf die Fähre einfahren.
Gut zu wissen
Man muss nicht das ganze Gepäck auf einmal zur Kabine tragen. Ich war bepackt wie ein Esel, weil ich dachte, dass wenn man das Auto einmal verlassen hat, man bis Island nicht mehr zurück darf. Falsch. Bis zur Abfahrt gelangt man jederzeit zum Autodeck und kann gemütlich Sachen holen. Auch während des Aufenthalts auf den Farör Inseln gibt es die Möglichkeit zum Auto zu gelangen.
Wenn du nicht in die Kabine kommst, gehe zur Rezeption in Deck 5. Schätzungsweise bei 20% der Passagieren funktionierte die ausgehändigte Kabinenzugangskarte nicht. Man steht - schwerbepackt - vor einer Tür die sich einfach nicht öffnen will. Links und rechts verschwinden vermeintlich alle anderen ohne Probleme in ihren Kabinen. Man zweifelt schon ein bisschen am eigenen Vermögen eine Karte in einen Schlitz zu stecken, bis man merkt, dass man nicht alleine ist. Schnell kommt man ins Gespräch und die Order ist, sich eine neue Karte an der Rezeption in Deck 5 ausstellen zu lassen, was auch problemlos funktioniert.
Die Uhren gehen anders Auf der Suche nach dem Abendessen landete ich irgendwann im "The Dinner". (Das eigentlich gebuchte Nörrena Buffet hatte wegen CORVID-19 geschlossen). Es war bereits 18:45 Uhr, zumindest laut meinem Handy. Die wirklich sehr nette Dame an der Kasse erklärte mir, dass das gebuchte Essen ab 18.00 Uhr also in 15 Minuten bereit wäre. Die Fragezeichen die über meinem Kopf schwebten, beantwortete sie mit einem Verweis auf die Schiffsuhr. Tatsächlich 17.45 Uhr. Im Schiff gilt die färöischer WESZ-Zeit (Westeuropäische Sommerzeit) = die deutsche MESZ (mitteleuropäische Sommerzeit) minus eine Stunde
Auf dem Schiff
Hinweis: Zum Vergrößern die Bilder anklicken
COVID-19 Es wird alles getan um die Vorschriften einzuhalten. Überall sind Stationen mit Desinfektionsmitteln angebracht. Auch die Kabinengänge werden immer wieder desinfiziert. Bei nur 150 Passagieren (statt der möglichen 1482) ist es leicht möglich den Mindestabstand von 1,5 m einzuhalten. Anders als in Deutschland, ist es keine Pflicht eine Maske zu tragen. Ich habe auch niemanden mit Maske gesehen. Wegen der geringen Passagierzahl ist natürlich die Auswahl an Essensmöglichkeiten beschränkt. Zwei der Restaurants haben komplett geschlossen. Dennoch ist das geöffnete Dinner so lose besetzt, dass man leicht einen Sitzplatz mit genügen Distanz finden kann. Die Passagiere selbst erlebte ich auf meiner Überfahrt als sehr achtsam. Ich denke niemand wollte sich oder andere anstecken und den oftmals lange geplanten Islandaufenthalt gefährden.
Die Highlights der Überfahrt in 66:30 Stunden
66 Stunden - fast 3 Tage - dauert die Überfahrt während des Winterfahrplans. Im Sommer 'nur' 48 Stunden. Was für eine Zeitspanne! Da wird einem die Entfernung zu Island richtig bewusst. Man könnte glauben, dass es sich unendlich lange hinzieht. Fakt ist, dass es schneller vergeht als man vermuten möchte. Vermutlich liegt das an den Highlights, die diese Überfahrt trotz oder gerade wegen des schlechten Wetters bereithält.
Lazy Sunday
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich seit meiner Kindheit jemals wieder einen solchen "faulen Sonntag" verbracht habe. Einfach einen Tag mit Schlafen, Lesen und "Nichtstun" verbringen. Ein wenig auf das Meer schauen - Keine Verpflichtungen - Einfach unbeschreiblich!
Die Passage an den Shetlandinseln vorbei
Sonntagabend, pünktlich zum Abendessen passiert die Fähre um 18:00 Uhr die Shetlandinseln. Die ersten Möwen umschwirren die Fähre und kündigen das nahende Land an. In grau wabernde Nebelschwaben gehüllt, liegt die Küste mystisch im Verborgenen.
Der Halt in Tórshavn und die anschließende Fahrt mitten durch die Färör Inseln
Am Morgen des zweiten Tages legt die Fähre in Tórshavn, der Hauptstadt der Färör Inseln an. Auch hier begrüßte uns grauer Morgennebel, der sich dicht vor der Hafeneinfahrt sammelte. In der Zeit vor der Corona Pandemie durfte man einige Stunden von Bord und das interessante Städtchen erkunden. Mit COVID-19 ist das aktuell nicht möglich. Die Färör Inseln galten im Juni 2020 als Corona frei und wollten das selbstverständlich auch bleiben. Nur die Passagiere, die eine Überfahrt nach Tórshavn gebucht hatten, durften an Land.
Unabhängig davon, ob ihr an Land geht oder nicht, solltet ihr darauf achten euer Handy im den Flugzeugmodus zu schalten. Die Färöer-Inseln gehören zwar zu Dänemark, jedoch nicht zur EU. Das bedeutet: Keine EU-Roamingverordnung auf den Färöer-Inseln. Was sehr schnell sehr teuer werden kann
Einreise nach Island - COVID-19
Die tagesaktuellen Bedingungen findet ihr unter covid.is
Bei meiner Einreise am 17. Juni 2020 durften Besucher aus Deutschland unter folgenden Bedingen einreisen
- Entweder eine 14-tägige Quarantäne
- oder ein vor Ort durchgeführter PCR Test
Frühestens 72 Stunden vor Einreise konnte man sich unter https://visit.covid.is/ registrieren. Für die Registrierung wurde eine mobile Telefonnummer benötigt. Dorthin wurde einmalig der Registrierungscode für die Anwendung gesendet und später auch das Ergebnis des PCR Test. In dem Fall, dass man positiv getestet worden wäre, hätte man einen einen Anruf erhalten. Bei der Erfassung konnte man sich zwischen Quarantäne und einem PCR Test entscheiden. Wählte man den Test, erhielt man nach erfolgreichem Abschluss eine Barcode per Mail, welchen man am Handy oder ausgedruckt zusammen mit dem Pass bei der Einreise vorzeigen musste.
Der PCR Test war im Juni kostenfrei. Ab Juli wurde eine Gebühr verlangt.
Die Installation der Corona-Tracing-App Rakning C-19 war damals empfohlen aber nicht verpflichtend. Ob es Sinn macht oder nicht, durfte somit jeder selbst entscheiden.